Anatomie
Der N.fazialis versorgt vor allem die Muskeln welche für die Mimik verantwortlich sind, aber auch Tränen- und Speicheldrüsen. Er ist der siebte von zwölf Kopfnerven und ist paarig angelegt (d.h. beide Gesichtshälften werden je durch einen Nerven mit spiegelbildlichem Verlauf innerviert). Nach seinem Ursprung im Hirnstamm läuft er in Richtung Nase, dabei zieht er nahe beim Mittelohr vorbei und tritt dann durch eine Öffnung aus dem Schädel aus. Er teilt sich in mehrere Äste auf, welche zu den jeweiligen Zielorganen (Muskeln oder Drüsen) gelangen. Der N.fazialis kann auf seiner ganzen Länge geschädigt werden. Je nachdem wo dies geschieht, entsteht eine partielle oder komplette Gesichtslähmung.
Symptome
Die betroffenen Tiere können zum Beispiel ein Auge nicht mehr schließen, haben ein hängendes Ohr und eine hängende Lefze oder es fällt einseitiges Speicheln auf.
Ursachen
Eine Gesichtslähmung kann ein- oder beidseitig auftreten und verschiedene Ursachen haben. Sie kann idiopathisch (ohne ersichtliche Ursache), im Zusammenhang mit einem Mittelohrproblem, als Folge von einer Hirnstammerkrankung und als Teil einer generalisierten Erkrankung der peripheren Nerven (Polyneuropathie) auftreten.
Die idiopathische Fazialisparese ist beim Hund am häufigsten (75% der Patienten), bei der Katze ist nur etwa ein Viertel von dieser Form betroffen.
In die zweite Gruppe gehören Tiere mit einer Mittel- und Innenohrentzündung, einem Mittelohrtumor oder Patienten bei welchen eine traumatische Fazialisschädigung als Komplikation von einer Ohroperation auftritt.
Hirnstammerkrankungen sind oft neoplastischer oder entzündlicher Natur. Aber auch andere Schädigungen an dieser Stelle können zum Funktionsausfall der Gesichtsnerven führen.
Bei Polyneuropathien fällt meist zusätzlich zur Gesichtslähmung eine generelle Schwäche der Gliedmaßenmuskulatur auf. Die Ursachen dieser Gruppe von Erkrankungen sind sehr unterschiedlich.
Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und die Myastenia gravis (Signale werden schlechter von Nerven auf Muskeln übertragen) sind zwei Erkrankungen bei denen der N.Fazialis ziemlich häufig mitbetroffen ist.
Der Weg zu Diagnose und Therapie
Zunächst ist deshalb das Ziel der neurologischen Untersuchung, die Stelle der Nervenschädigung und somit die möglichen Ursachen oder begleitenden Erkrankungen einzugrenzen. Weil Gesichtslähmungen oftmals mit Ohrproblemen einhergehen, kann die eingehende Ohruntersuchung (Otoskopie) manchmal schon Aufschluss über die Ursache und nötige Therapie geben. Laboruntersuchungen (v.a. Blut, manchmal auch Hirnflüssigkeit oder Urin) liefern weitere wichtige Informationen. Am Schluss der Untersuchungen stehen die aufwändigen Bildgebungsverfahren (Computer- oder Kernspintomographie) sowie die elektrodiagnostischen Untersuchungen (messen von Muskelströmen und Nervenpotentialen). Je nach Ursache kann die Behandlung durch Medikamente erfolgen oder eine Operation nötig sein. Wenn der Lidschluss beeinträchtigt ist, muss das Auge unbedingt durch Salben vor dem Austrocknen und somit weiteren Verletzungen geschützt werden (dies gilt unabhängig von der Ursache). Die Prognose ist von der Ursache und der möglichen Behandlung abhängig.