Schlaganfall ist die Bezeichnung für eine Hirnblutung oder den Verlust ausreichender Blutversorgung (hypoxische Ischämie/Infarkt) im Gehirn. Typische Anzeichen sind plötzlich auftretende, oft schwerwiegende und meist einseitige neurologische Ausfälle, die in der Regel nicht progressiv sind und sich graduell erholen. Andere neurologische Ausfälle sind jedoch entsprechend dem betroffenen Hirnareal möglich. Eine definitive Diagnose ist nur mittels MRI (Diagnose von Blutung und Infarkt) oder CT (Diagnose einer akuten Blutung) stellbar. Eine Inspektion der Retina (Fundus) kann den klinischen Verdacht erhärten. Der klinische Verdacht wird bestätigt durch eine progressive Erholung des Patienten.
- Vitalfunktionen prüfen und den Patienten stabilisieren.
Wichtig ist die wiederholte Kontrolle des Blutdrucks mit dem Ziel der Normalisierung z.B. durch Infusionen
Neurologische Untersuchung
- Ein Patient mit Hirnschlag wird häufig mit vestbulären Ausfällen vorgestellt.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einem peripheren Vestibulärsyndrom (Läsion des Innenohrs) und einem zentralen oder paradoxen Vestibulärsyndrom (Verdacht auf möglichen Hirnschlag). - Untersuchung auf mögliche metabolische Erkrankungen, die zu einem Hirnschlag führen könnten
- Beurteilung des Allgemeinzustandes
- Untersuchung des Augenfundus auf Papillödeme oder gewundene Gefässe.
Dies sind mögliche Hinweise auf einen erhöhten Blut – und Hirndruck. - Sehr hilfreich, aber nicht immer möglich sind folgende Zusatzbefunde: Elektrolyte, Sauerstoffdruck (SpO2), Blutgasmessung.
Neurolokalisation nach Hirnarealen
Die klinische Präsentation variiert je nach betroffenem Hirnareal:
- Besonders häufig treten zentrale oder paradoxe vestibuläre Symptome mit unilateralen propriozeptiven Defiziten bei normalem oder wenig gestörtem Bewusstsein auf (Kleinhirn).
- Parese mit Bewusstseinsstörung (Hirnstamm)
- Anfälle (Grosshirn) möglicherweise in Kombination mit ipsilateralem Kreisen oder kontralateralen visuellen oder propriozeptiven Defiziten.
- Beim kollabierten Patienten mit reduziertem Bewusstsein sollte die modifizierte Glasgow coma scale (s.dort) wiederholt angewendet werden. Sie ermöglicht eine Beurteilung des Bewusstseins, der Hirnfunktion und somit eine objektive Überwachung sowie Prognosestellung.
Differentialdiagnosen
- Kopftrauma
- Hirntumor
- Enzephalitis
- Intoxikation
Therapiemassnahmen
- Viele Patienten erholen sich gut mit symptomatischer Behandlung.
- Unterliegende Erkrankungen müssen erkannt und behandelt werden.
- Metabolisch-endokrinologische Erkrankungen: Hyperadrenokortizismus, Nierenerkrankungen, Hypothyreose, Hyperthyreose, Vitamin B-Mangel, Hypertension, Hyperlipidaemie
- Gerinnungsstörungen
- Herzerkrankungen
- Vergiftungen mit Blutungsfolge
(zB. Rattengift, Blei) - Infektionen (Sepsis oder Parasitosen wie zB. Dirofilariose, Angiostrongylose)
- Tumoren (zB. Lymphome)
- Trauma im Nackenbereich
Nach Ausschluss unterliegender Erkrankungen wird ein Hirnschlag als idiopathisch eingestuft.
Durch Behandlung einer unterliegenden Erkrankung kann ein wiederholter Hirnschlag möglicherweise verhindert werden.
Der idiopathische Hirnschlag ist relativ häufig beim Cavalier King Charles Spaniel beschrieben.
Modifizierte Glasgow coma scale
Motorische Aktivität |
Punkte | |
Normaler Gang, normale spinale Reflexe | 6 | |
Hemiparese, Tetraparese oder Dezerebrierungsstarre | 5 | |
Kollabiert, intermittierende Extensorenrigidität | 4 | |
Kollabiert, permanente Extensorenrigidität | 3 | |
Kollabiert, permanente Extensorenrigidität mit Opisthotonus | 2 | |
Kollabiert, Muskelschwäche, reduzierte oder abwesende spinale Reflexe | 1 | |
Subtotal | x | |
Hirnstammreflexe | ||
Normale Pupillenreflexe und okulozephalische Reflexe | 6 | |
Verlangsamte Pupillenreflexe mit normalen oder reduzierten okulozephalischen Reflexen | 5 | |
Bilaterale nichtresponsive Miose mit normalen oder reduzierten okulozephalischen Reflexen | 4 | |
Stecknadelgrosse Pupillen mit reduzierten oder abwesenden okulozephalischen Reflexen | 3 | |
Einseitige, nichtresponsive Mydriase mit reduzierten oder abwesenden okulozephalischen Reflexen | 2 | |
Bilaterale, nichtresponsive Miose mit reduzierten oder abwesenden okulozephalischen Reflexen | 1 | |
Subtotal | x | |
Bewusstsein | ||
Bewusstsein gelegentlich normal und reagiert auf Stimulation | 6 | |
Reduziertes Bewusstsein mit reduzierter Antwort auf Stimulation | 5 | |
Im Semikoma, reagiert auf visuelle Stimulation | 4 | |
Im Semikoma, reagiert auf Geräusche | 3 | |
Im Semikoma, reagiert auf schmerzhaften Stimulus | 2 | |
Im Koma, reagiert nicht auf wiederholte Stimuli | 1 | |
Subtotal | x | |
Total= addierte Subtotale= Komalevel des Patienten (3-18) | x | |