Klinische Zeichen des caninen und felinen kognitiven Dysfunktionssyndroms
Die Demenz bei Hunden und Katzen äußert sich in einer variablen Kombination aus langsamem Verlust kognitiver Fähigkeiten und Verhaltens- sowie Wesensveränderungen, die individuell voranschreiten, oft über Monate oder Jahre hinweg. Sowohl bei Menschen als auch Tieren müssen wir davon ausgehen, dass betroffene Patienten in subklinischen oder milden Stadien der Krankheit noch nicht diagnostiziert werden, obwohl schon Gehirnveränderungen bestehen.
Die typischen Symptome können unter der aus dem Englischen generierten Abkürzung DISHA-A zusammengefasst werden.
D steht hier für Desorientierung, I für veränderte soziale Interaktion mit Menschen oder Partnertieren und der Umgebung, S für veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus, H für Verlust der Stubenreinheit (Housesoiling), A für veränderte Aktivität und vermehrte Ängstlichkeit.
Die Tiere stehen zum Beispiel in Ecken und finden nicht mehr heraus, gehen zur falschen Seite der Tür oder bleiben einfach hinter dem Sofa stecken und müssen dort „abgeholt“ werden. Oft schauen die Patienten vermehrt in die Luft ins „Leere“. Sehr schwierig zu verarbeiten ist oft für die Halter, wenn das Tier weniger oder gar nicht mehr interagieren möchte, keine Streicheleinheiten mehr einfordert, Begrüßungsrituale wegfallen oder am Ende das geliebte Tier „seine“ Menschen gar nicht mehr erkennt. Bei Katzen ist im Gegenteil auch oft eine starke Zunahme der Anhänglichkeit und aufmerksamkeitsheischenden Verhaltens sowie insbesondere exzessives Miauen (Vokalisieren) beschrieben. Aufreibend ist auch die nächtliche Unruhe, wenn der Hund oder die Katze wortwörtlich die Nacht zum Tag macht und dann stundenlanges Drangwandern im Kreis oder Bellen zeigt. Viele Tiere vergessen erlernte Verhaltensweisen wie die Stubenreinheit oder vormals bekannte Kommandos und Rituale werden nicht mehr ausgeführt. Die Tiere sind einerseits apathischer und weniger körperlich aktiv, gleichzeitig können die Wach- Phasen vermehrt stereotypes Verhalten wie Benagen oder Belecken von Gliedmaßen oder Möbeln beinhalten. Betroffene Tiere können zudem Phobien entwickelt oder eine zuvor bekannte Ängstlichkeit kann sich verstärkt zeigen, zum Beispiel beim Alleinbleiben oder in neuen Situationen. Die altersbedingte Abnahme der Sinne Geruch, Hören und Sehen kann zusätzlich zur Verstärkung der Symptome beitragen.