Diagnosestellung
Da die klinischen Zeichen der kognitiven Dysfunktion unspezifisch sind, gibt es keinen einzelnen geeigneten Test, sondern es ist eine ausführliche Aufarbeitung des Falles mit ausführlicher Erfragung der -in der Regel chronischen- Krankengeschichte und hinsichtlich Verhaltensveränderungen und kognitiver Leistung sinnvoll.
Dies sollte wenn möglich unter Nutzung eines validierten Scores zur Tierhalterbefragung in Kombination mit Ausschlussdiagnostik und eventuellen Verhaltenstests, geschehen. Geeignete Fragebögen sind zum Beispiel die „CAnine DEmentia Scale (CADES)“ oder die „Canine Cognitive Dysfunction Rating scale (CCDR)“.
Andere Erkrankungen wie z.B. Leber- oder Nierenprobleme, Bluthochdruck, Hormonentgleisungen, Harnwegsinfekte und Schmerzen sowie Ausfall der Sinnesorgane sollten durch die ausführliche klinische Untersuchung und Blut- sowie Urinuntersuchungen diagnostisch abgeklärt werden. Mittels neurologischer Untersuchung werden das Bewusstsein und Verhalten, die Kopfnerven, Gleichgewicht, Bewegung, Orientierung und Reflexe des Tieres beurteilt. Hier wäre zum Beispiel für eine kognitive Dysfunktion untypisch, wenn sich rein einseitige Ausfälle zeigen, da die degenerativen Gehirnveränderungen klassischerweise beide Hirnhälften betreffen.
Eine Magnet-Resonanztomografie (MRT) des Schädels in Narkose als bildliche Darstellung dient dem Ausschluss anderer struktureller Gehirnerkrankungen wie Tumore, Entzündungen oder Infarkte, die ebenfalls Großhirnsymptome verursachen können. Zusätzlich kann mittels MRT die typische diffuse Minderung von Gehirngewebe, Erweiterung der flüssigkeitsgefüllten Gehirnventrikel (Kammern) und Sulci (Gehirnfurchen) dargestellt werden.
Herausforderung der Zukunft ist die Identifizierung von Biomarkern im frühen Stadium, um gefährdete Patienten prophylaktisch behandeln zu können und um diagnostische Sicherheit zu gewinnen. Wenig invasive Diagnostik, so also zum Beispiel Messung von Biomarkern im Blut, um eine Narkose zu vermeiden, wäre zu bevorzugen.
Es wurde bereits gezeigt, dass Plasmalevel Aβ42 bei Patienten bestimmter Stadien der caninen kognitiven Dysfunktion erhöht sind, ebenso das Eiweiß Neurofilament light chain (NfL), welches altersabhängig ansteigt, jedoch generell auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen erhöht sein kann.
Abbildung: MRT-Aufnahmen des Gehirns eines alten Hundes mit typischen klinischen Zeichen einer kognitiven Dysfunktion (a, b, c) und zum Vergleich das MRT eines alten Hundes ohne kognitive Dysfunktion (d, e, f).
In den Bildern des erkrankten Hundes (a, b, c) sieht man vermehrt Gehirnwasser (weiß in a + b), welches Areale von verkleinertem Gehirngewebe um das Gehirn in den Furchen und Windungen und durch vergrößerte Hohlräume (Gehirn-Kammern) „ersetzt“. Insbesondere die interthalamische Adhesion (Zwischen rechter und linker Gehirnhälfte) (oranger Ring, Bild a + b) ist stark verkleinert. Zudem zeigen sich Veränderungen der weißen
Gehirnsubstanz des Großhirns, eine sogenannte Leukoaraiose (gelbe Ringe, Bild c).